TikToks fehlende Argumente
Nur auf die Redefreiheit zu beharren, reicht nicht mehr.
Neue Informationen erhielten wir bei der TikTok-Anhörung vor dem Obersten Gerichtshof am Freitag nicht. Die Stimmung war jedoch spürbar gegen TikTok gerichtet. Die New York Times fasst es gut zusammen:
The questioning opened with two conservative members of the court, Justice Clarence Thomas and Chief Justice John G. Roberts Jr., suggesting that it was not TikTok, an American company, but its Chinese parent company, ByteDance, that was directly affected by the law.
Kurzer Einschub: Die Abgrenzung zwischen TikTok und ByteDance verdeutlicht, dass auch andere ByteDance-Apps, wie Lemon8, von diesem Gesetz betroffen sind und daher kein Workaround sind.
Another conservative, Justice Brett M. Kavanaugh, focused on the risk that the Chinese government could use information TikTok is gathering on tens of millions of American teenagers and twentysomethings to eventually “develop spies, turn people, blackmail people” when they grow older and go to work for national security agencies or the military.
Justice Elena Kagan, a liberal, asked why TikTok could not just create or buy another algorithm rather than using ByteDance’s.
And another liberal, Justice Ketanji Brown Jackson, said she believed the law was less about speech than about association. She suggested that barring TikTok from associating with a Chinese company was akin to barring Americans from associating with foreign terrorist groups for national security reasons. (The Supreme Court has upheld that as constitutional.)
Das hört sich nicht gut an. Fairerweise merkten aber auch einige Richter an, dass es bislang keine Beweise für eine Einflussnahme der Kommunistischen Partei Chinas auf TikToks Algorithmus gibt. Sie schlugen weniger drastische Maßnahmen vor, wie einen Warnhinweis, der die Nutzer auf die vermeintliche Verbindung zur chinesischen Regierung aufmerksam machen soll.
TikToks Verteidigung beruhte weiterhin auf der Redefreiheit des ersten Verfassungszusatzes. Und während dieses Thema derzeit auf jeden Fall im Trend liegt, zeigt es meiner Meinung nach vielmehr, dass TikToks Anwälte keine anderen Argumente haben. Sie versuchen nicht mal zu beweisen, dass die Vorwürfe falsch sind. Vielleicht, weil sie es nicht können.
Ein überzeugendes Argument gegen die angebliche Verfassungswidrigkeit bringt Generalstaatsanwältin Elizabeth B. Prelogar vor:
„All of the same speech that’s happening on TikTok could happen post-divestiture. The act doesn’t regulate that at all. So it’s not saying you can’t have pro-China speech, you can’t have anti-American speech. It’s not regulating the algorithm.“
„TikTok, if it were able to do so, could use precisely the same algorithm to display the same content by the same users. All the act is doing is trying to surgically remove the ability of a foreign adversary nation to get our data and to be able to exercise control over the platform.“
Schachmatt, würde ich sagen.
Übrigens wird auf Trump wohl auch niemand warten. Und ich nehme an, dass ihm das ganz Recht ist. Er hat die Wahl bereits mithilfe vieler junger Wähler gewonnen und benötigt TikTok nicht mehr. Wenn der Bann in Kraft treten sollte, kann er am Ende außerdem seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen: Biden die Schuld geben und behaupten, dass er alles getan hätte, um das Gesetz zu kippen. Nur leider war er einen Tag zu spät im Amt. Naja, blöd gelaufen.